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Der Film
Ernstfall - Regieren am Limit. Ein Film von Stephan Lamby: Montag, 11. September 2023, 20:15 Uhr in der ARD. Und in der ARD Mediathek ist "Ernstfall" ab 10. September als Doku-Serie mit 3 x 30 Min. zu sehen.
Das Buch
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine steht die deutsche Regierung unter maximalem Druck. Falsche Entscheidungen können zu einer unkontrollierbaren Eskalation des Krieges führen, auch zu Not und Unruhen im eigenen Land. Der preisgekrönte Journalist Stephan Lamby hat Olaf Scholz, Annalena Baerbock, Robert Habeck, Christian Lindner und andere in den dramatischen Monaten aus der Nähe beobachtet. Sein hochspannender Bericht liefert exklusive Einblicke in die Regierungszentrale während der schwersten internationalen Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.
Permanent müssen der Kanzler und seine Kabinettsmitglieder Überzeugungen über Bord werfen: Waffen, Kohlekraft, Schulden. Wladimir Putin zwingt ihnen eine fremde, unbeabsichtigte Politik auf. Wie hält man so etwas aus? Was tut die Regierung, um den Krieg zu beenden? Wie kann Deutschland im globalen Kräftemessen bestehen? Von Beginn der Regierungszeit im Dezember 2021 war Stephan Lamby mit den wichtigsten Entscheidungsträgern unterwegs, in Washington, in den Hauptstädten Europas und asiatischen Mega-Cities, in der Sahelzone und am Arabischen Golf, auch in der deutschen Provinz. Und natürlich in Berlin. Er sah, wie Olaf Scholz und seine Regierung wegweisende Beschlüsse trafen und wie ihnen schwerwiegende Fehler unterliefen. Lambys investigative Reportage ist eine einzigartige Schilderung der weltgeschichtlichen Ereignisse – aus dem Inneren des deutschen Machtzentrums.
Leseprobe, Inhaltsverzeichnis, Blick ins Buch und mehr - auch als digitales Hörbuch erhältlich
Der Autor
Stephan Lamby ist Dokumentarfilmer und Buchautor. Seit vielen Jahren bildet er mit seinen ARD-Dokumentationen die deutsche und internationale Politik ab, darunter «Nervöse Republik», «Labyrinth der Macht» und «Im Wahn». Er wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis, dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis, dem STERN-Preis und als Journalist des Jahres.
Twitter - Webseite - Hamburg Media School - Wikipedia
Das Interview
Stephan Lamby ist Dokumentarfilmer und Buchautor. Seit vielen Jahren bildet er mit seinen ARD-Dokumentationen die deutsche und internationale Politik ab, darunter «Nervöse Republik», «Labyrinth der Macht» und «Im Wahn». Er wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis, dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis, dem STERN-Preis und als Journalist des Jahres.
Sie beobachten seit über 25 Jahren die Spitzenpolitik in Deutschland aus nächster Nähe. Was ist diesmal besonders?
Der Druck auf der Regierung war nie so groß wie jetzt. Ich habe Politikerinnen und Politiker während der Finanz- und Eurokrise ab 2008 beobachtet, da mussten weitreichende Entscheidungen oft innerhalb weniger Stunden getroffen werden, immer mit bangem Blick auf die Börsen. Ich habe die Regierung während der Flüchtlingskrise ab 2015 beobachtet, da ging es um den Zusammenhalt der Gesellschaft. Jetzt geht es um noch mehr, um Deutschlands Rolle in einem Krieg. Es geht um die Lieferung schwerer Waffen, somit um Leben und Tod. Es geht um die Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft mit lebensnotwendiger Energie. Und da ist noch die Klimakrise. Sie scheint abstrakter zu sein, ist aber ebenso bedrohlich. Es geht also um existentielle Fragen.
«Ernstfall», das ist Zeitenwende live vom Beifahrersitz in der schwersten außen- und sicherheitspolitischen Krise seit Gründung der Bundesrepublik – was macht das mit Ihnen persönlich?
Ich bin in Bonn aufgewachsen, in ziemlich geordneten politischen Verhältnissen. Die großen weltanschaulichen Fragen habe ich für mich beantwortet, als ich 18 oder 19 Jahre alt war. Nach wenigen Wochen als Bundeswehrsoldat habe ich den Kriegsdienst verweigert – aus Gewissensgründen. Seitdem hat mich dieses Gewissen weitgehend in Ruhe gelassen. Jetzt bricht eine Menge wieder auf, und ich muss neue Antworten auf alte Fragen finden. Das ist sehr unbequem. Den meisten Regierungsmitgliedern geht es nach meinem Eindruck ähnlich. Deshalb ist die Arbeit an dem Buch auch so spannend für mich. Ich lerne nicht nur eine Menge über die politischen Akteure, sondern auch über unser Land – und auch über mich selbst.
Im Buch beschreiben Sie, wie die handelnden Protagonisten alle auf ihre Weise scheitern, während Deutschland Monat für Monat tiefer in den Krieg hineingezogen wird. Klingt pessimistisch …
Ganz so ist es nicht. Zwar sind bislang alle diplomatischen, wirtschaftlichen und militärischen Versuche gescheitert, den Krieg zu beenden, mindestens einzudämmen. Aber noch ist Deutschland nur indirekt an dem Krieg beteiligt. Und es ist der Bundesregierung gelungen, die befürchteten Volksaufstände, einen Kollaps der Wirtschaft und ein Auseinanderbrechen der Europäischen Union zu verhindern. Das ist nicht trivial. Es geht in dem Kräftemessen mit Russland und zunehmend auch mit China auch um das Durchhaltevermögen der Volkswirtschaften und Gesellschaften. Wie das ausgeht, ist noch völlig offen.
Wie nehmen Sie die regierungsinternen Spannungen wahr? Scholz vs. Baerbock, Habeck vs. Lindner – sind diese Konflikte nur politisch zu erklären?
Im ersten Jahr ihrer Amtszeit war die Koalition sehr mit Putin beschäftigt. Das hat vieles verdeckt. Jetzt beschäftigt sie sich mehr mit sich selbst. Und muss nacharbeiten. Bei Maßnahmen gegen den Klimawandel, beim Ausbau der Infrastruktur, beim Bau neuer Wohnungen – in vielen Bereichen hängt die Regierung zurück. Und ihr läuft die Zeit davon. Im nächsten Jahr beginnen die Parteien, sich für die nächste Bundestagswahl aufzustellen. Dann wird auch abgerechnet. Der Druck, sich vor den eigenen Leuten und Wählern zu profilieren, steigt. Profilierung geht in der Politik meistens auf Kosten anderer.
Gibt es eine Schlüsselszene im Buch?
Es lohnt, sich die Tage vor und direkt nach dem Überfall am 24. Februar 2022 noch einmal genau anzuschauen. Das waren ja historische Tage, in denen die Außen- und Sicherheitspolitik Deutschlands neu ausgerichtet wurde.
Ein paar Wochen später war ich dann mit Annalena Baerbock in Mali. Da konnte man eine Menge erfahren über die globalen geopolitischen Veränderungen. Man kann die Auswirkungen der russischen Invasion und auch des Klimawandels bis in die entlegensten Winkel der Erde spüren, in diesem Fall bis in die Sahelzone.
Wie ehrlich sind Scholz, Habeck, Baerbock und Lindner zu Ihnen? Oder anders gefragt: Merken Sie, wenn die Ihnen einen Bären aufbinden wollen?
Ich beobachte Politikerinnen und Politiker als Journalist seit vielen Jahren und habe, glaube ich, ein Gefühl für Schauspielerei im politischen Betrieb entwickelt.
Versuchen die Spin-Doktoren der Regierungsparteien, in Hintergrundgesprächen Einfluss auf Ihre Deutungen zu nehmen?
So ist das Spiel in der Hauptstadt. Aber wenn man schon eine Weile dabei ist, wird man irgendwann resistent gegen solche Einflussnahmen.
Dürfen sich die Leserinnen und Leser des Buches auf ein paar Überraschungen gefasst machen?
Ja. Aber Sie glauben nicht im Ernst, dass ich sie schon jetzt verrate.
Kann man zu nah dran sein? Wie schafft man als Journalist bei so viel Nähe wieder die nötige Distanz? Sie sind ja auch darauf angewiesen, dass die überhaupt mit Ihnen sprechen.
Die Gefahr besteht grundsätzlich, klar. Aber alles in allem hat sich das Verhältnis zwischen Politikern und Journalisten in den letzten Jahren gewandelt. Das liegt auch an Angela Merkel. Sie hat alle Kolleginnen und Kollegen gleichermaßen misstrauisch behandelt. Und auch gute Journalisten sollten sich durch Äquidistanz zu den Personen auszeichnen, über die sie berichten. Ich habe Filme über Helmut Kohl, Angela Merkel, Henry Kissinger genauso gedreht wie über Fidel Castro, Joschka Fischer oder auch über Jazzmusiker. Nach meinem Eindruck finden es die meisten Politikerinnen und Politiker, mit denen ich es zu tun habe, sogar gut, dass ich keinem Lager zuzuordnen bin. Die Nähe zu Protagonisten löst sich spätestens dann auf, wenn ich für einen Film im Schneideraum bin oder für ein Buch am Laptop sitze.
Dann nehmen Sie uns zum Schluss mal mit in Ihre Schreibstube. Wann und wo kommen Sie überhaupt zum Schreiben? Und wie recherchieren Sie für Ihr Buch, was sind Ihre Quellen?
Ich schreibe in fast allen Lagen, im Zug, im Flugzeug, am Schreibtisch ohnehin. Oft sind das nur Skizzen, direkt nach einem Ereignis, wenn mit dem Autor die Eindrücke frisch sind. Später verfeinere ich die Skizzen dann. Manchmal stehe ich nachts auf und notiere noch einen Satz, der mir kurz vor dem Einschlafen einfällt. Den muss ich allerdings am nächsten Morgen noch einmal kritisch anschauen. Meine wichtigsten Quellen sind die Politikerinnen und Politiker und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ich zum Teil seit Jahren als Journalist kenne. Ich führe sehr viele und manchmal sehr lange Interviews. Dann treffe ich mich zu unzähligen Hintergrundgesprächen mit Personen aus Ministerien, Behörden und Parteien, von denen ich neue Einblicke und wichtige Informationen erhalte. Wichtig ist, ergebnisoffen zu recherchieren. Am Ende setze ich alle Einzelteile zu einem großen Mosaik zusammen.
Das Interview mit Stephan Lamby führte sein Lektor Matthias Hansl.
Leseprobe, Inhaltsverzeichnis, Blick ins Buch und mehr
„Das Spannende an dem Buch ist, wie dicht Stephan Lamby versucht, ranzukommen.“
Deutschlandfunk Kultur Lesart, Christian Rabhansl
„Ein tolles Buch… höchst lesenswert“
WDR2 Podcast Jörg Thadeusz, Jörg Thadeusz
"Eine dicht geschriebene und packende Darstellung der Ereignisse."
Stuttgarter Zeitung
„Der Autor Stephan Lamby hat Bundeskanzler Scholz und mehrere Minister seit Beginn Ihrer Amtszeit eng begleitet. Sein Buch 'Ernstfall. Regieren in Zeiten des Krieges' liefert wichtige Einblicke.“
Apokalypse & Filterkaffee, Micky Beisenherz
„Ein informatives und streckenweise hochspannendes Buch, das eines Tages auch für Historikerinnen und Historiker relevant sein wird.“
Süddeutsche Zeitung, Florian Keisinger
„‘Ernstfall‘ ist ein faktenreiches und wie in lebendiger Zeitgeschichtsschreibung üblich keinesfalls meinungsfreies, auf jeden Fall lesenswertes Buch.“
Badische Zeitung
"Lamby ist immer dort, wo sich in der deutschen Politik etwas ereignet."
Nils Minkmar, Süddeutsche Zeitung
„Das Buch sollte eigentlich ein Porträt der wichtigsten Ampel-Akteure werden. … Dann wurde ‚Ernstfall‘ zum Krimi.“
Münchner Merkur