Aleida Assmann ist Professorin em. für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem A. H.-Heineken-Preis für Geschichte (2014) sowie zusammen mit Jan Assmann mit dem Balzan Preis (2017) und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (2018).

1. Was haben Sie im Studium fürs Leben gelernt? 
Die Bücher, die einen weiterbringen, stehen nicht auf einer Leseliste; man muss sie selbst entdecken.


2. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Mit dem Einkauf von Frühstücksbrötchen in den Sommerferien an der Ostsee bei meiner Großmutter .

3. Wie sieht ein gelungener Tag in Ihrem Leben aus?
Wenn ich ein hochgestecktes Schrittpensum erreicht habe.

4. Was nehmen Sie sich immer wieder vor?
Ballast abzuwerfen.

5. Ein großes „Beinahe“ in Ihrem Leben?
In einer Auswahlsitzung für ein Schuljahr in den USA wurde ich gefragt, ob ich regelmäßig Zeitung lese. Das war nicht der Fall, aber, um nicht gleich auszuscheiden, war ich so kühn, die Frage zu bejahen. Sofort folgte die Kontrollfrage: Welchen Journalisten liest du gerne? Aus heiterem Himmel fiel mir der Name „Friedrich Luft“ ein, ein Mensch, über den ich nichts wusste und von dem ich noch nie etwas gelesen hatte. Das Stipendium habe ich bekommen.  

6. Der beste Ort der Welt?
Oberösterreich: eine alte Mühle am Traunsee, an dem sich seit mehr als 50 Jahren verschiedene Familien-Generationen begegnen.
 

7. Welche Künstler:innen beeindrucken Sie? 
Die unter prekären Bedingungen arbeiten müssen und sich selbst immer wieder neue Ziele setzten.
 

8. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten? 
Vertrauen und Nachsicht.

9. Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Die Unterscheidung zwischen Smalltalk und Bigtalk sagt mir nichts.

10. Welcher Illusion geben Sie sich gerne hin?
Dass ich unter freundlichen und wohlmeinenden Mitmenschen lebe.

11. Welche Zeitungen, Magazine und Blogs lesen Sie?
Zur täglichen Information Haarez und Times of Israel. Daneben die FAZ meist zeitverzögert, dafür aber gründlich, gern mit Unterstreichungen und handschriftlichen Kommentaren, um sie gelegentlich zitieren zu können.

12. Ihr Lieblingsmuseum?
Das Museum in Meersburg in der alten Burg mit dem Arbeits- und Sterbezimmer der Annette von Droste Hülshoff. Seit ihrem Tod hat sich hier (fast) nichts verändert: es ist vollgestopft mit Kanonen, Ritterrüstungen, mottenzerfressenen Tierhäuten und allerhand Speeren. Das schlichte Biedermeierzimmer mit offenem Fenster und Seeblick ist hier gut geschützt und versteckt. 

13. Welchen Satz haben Sie sich zuletzt aus einem Buch notiert? 
„Vernünftig ist, wer den Ausnahmezustand vermeidet.“
(in: Odo Marquard, Individuum und Gewaltenteilung, Philosophische Studien, 2004).

14. Welches Buch würde niemand in Ihrer Bibliothek erwarten? 
Hitlers Mein Kampf. Ich habe es aus der Bibliothek des Philosophen Karl Löwith geerbt. Er hat sich das Buch nach seiner Rückkehr aus dem Exil in einer Nachkriegs-Ausgabe der amerikanischen Militärregierung gekauft.

15. Was für eine Art Leserin waren Sie als Kind?
Das war ein Start mit Hindernissen, denn in der Schule habe ich mit der neuen und gleich wieder abgeschafften ‚Ganzheitsmethode‘ eher das Raten als das Lesen gelernt. 

16. Ein Buch, das Ihr Leben verändert hat? 
Vielleicht nicht verändert, aber sehr geprägt: In der Schulzeit J.D. Salinger "The Catcher in the Rye" und im Studium "The Dead" von James Joyce aus dem Zyklus Dubliners.

17. Was haben Sie immer dabei?
Einen kleinen Fotoapparat, mit dem ich – zumal auf Reisen - Denkwürdiges festhalte. Das war lange bevor das Handy mehrere Kamera-Augen hatte und das Fotographieren zum allgemeinen Zeitvertreib geworden ist.