Die literarische Newcomerin Dantiel W. Moniz hat mit ihrem Erzählungsband „Milch Blut Hitze“ ein fulminantes und von der Presse gefeiertes Debüt geschrieben. Ihre Storys werden als „elektrisierend“ (TIME) und „von einer Magie durchzogen“ (The New York Times) beschrieben, verfasst in „bezaubernder Prosa“ (Elle), in einer „Sprache ohne Kompromisse“ (Radio Bremen). Kompromisslos ist die Autorin vor allem darin, die Schwächen, Ängste und Schamgefühle ihrer Figuren auszuleuchten und erzählt ebendarum mit eindrucksvoller Aufrichtigkeit von Mädchen- und Frausein, Mutterschaft und Körper, Rassismus, Liebe und Verlust.
Moniz lebt in Wisconsin, wo sie als Assistent Professor an der University of Wisconsin-Madison unterrichtet. Geboren (1989) und aufgewachsen ist sie aber in Florida, wo auch die meisten ihrer Figuren in „Milch Blut Hitze“ zu Hause sind. „Ich habe komplizierte Gefühle gegenüber meinem Heimatstaat, meiner Stadt, aber das ist die Umgebung, die mich geprägt hat, und ich liebe sie, ihre Intensität und Exzesse, sogar ihre Widersprüche. Ich empfinde sie als einen sehr menschlichen Ort, nicht gut oder schlecht, nur facettenreich, manchmal missverstanden, aber absolut einzigartig.“ Mit diesen Sätzen beschreibt sie den Einfluss dieses Ortes auf ihr Schreiben – und zugleich den Charakter ihrer Erzählungen, die stets Ambivalenzen, Fehler und Abgründe als etwas zutiefst Menschliches zeigen.

1. Was haben Sie im Studium fürs Leben gelernt?
Dass Wut und Hass zweitrangige Emotionen sind, die von einem tieferen, ursprünglicheren Gefühl angetrieben werden, nämlich von Angst. Das hat mir ermöglicht zu verstehen, dass Liebe und Hass keine entgegengesetzten Gefühle sind, und es tatsächlich bei beiden enorm viel Energie und Anstrengung erfordert, sie aufrechtzuerhalten.


2. Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Meinen allerersten Job hatte ich mit 16 Jahren an der Popkorntheke in einem Kino, aber schon vorher, im Alter von 6 Jahren, habe ich in der ganzen Nachbarschaft Garagenverkäufe organisiert und bin mit meinen Waren von Tür zu Tür gegangen.


3. Was bedeutet das Schreiben für Sie?
Schreiben ist die Art und Weise wie ich mich selbst, meine Gefühle und Gedanken und meine Beziehung zur Welt verstehe.


4. Ihr Rat für Leser?
Nehmen Sie die Komponente „Sympathie“ aus der Bewertung der Figuren heraus. Überlegen Sie stattdessen, ob die Figur bei Ihnen Verständnis für etwas in Ihrem eigenen Leben geweckt hat oder ob Sie, auch wenn Sie sie für einen schrecklichen Menschen halten, trotzdem Mitgefühl für sie empfinden können.


5. Was ertragen Sie nur mit Humor?
Jeden Tag nach den Grundsätzen weißer Vorherrschaft, des Patriarchats und des Kapitalismus zu leben.


6. Ein großes „Beinahe“ in Ihrem Leben?
Beinahe hätte mich die Angst, nicht gut genug zu sein oder nicht genug zu wissen, davon abgehalten, das Schreiben ernsthaft zu betreiben.


7. Die wichtigste Lektion, die Sie aus einem Buch gelernt haben?
Die Wahrheit hängt von der Perspektive ab.


8. Welche Künstler beeindrucken Sie?
So viele, sowohl auf als auch abseits der Seite Schreibens, aber an Autorinnen und Autoren: Mariana Enriquez, Raven Leilani, Danielle Evans, Dawnie Walton, Robert Jones Jr., Julie Orringer … zu viele, um sie alle aufzuzählen.


9. Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem Menschen am meisten?
Mitgefühl und ein umfassendes, trotzdem bewegliches Verständnis der Welt.


10. Ihr liebstes Smalltalk-Thema?
Astrologische Zeichen – ein Thema, das schnell in die Tiefe gehen kann.



11. Welcher Illusion geben Sie sich gerne hin? 
Hmm, ich denke, dass es mir mehr Freiheit im Leben gibt, mich nicht an bestimmte Illusionen zu binden, was aber auch seinen Preis hat. Es gibt zum Beispiel immer die Illusion von Stabilität und Sicherheit. Und obwohl es mit einer gewissen Angst verbunden ist, erlaubt mir das Wissen darüber, dass nichts garantiert ist, bestimmte Schritte zu unternehmen, die zwar wie ein Risiko erscheinen mögen, aber für mein persönliches und kreatives Wachstum von Vorteil sind.   


12. Was für eine Art Leser waren Sie als Kind?
Unersättlich und unbeschränkt. Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder so frei lesen werde.


13. Ihre Lieblingsbuchhandlung?
Ich liebe so viele Buchhandlungen, alle unabhängigen, zuletzt A Room of One's Own in Madison, Wisconsin.


14. Was ist für Sie das größte Unglück?
Jemals zu glauben, dass es nichts mehr zu lernen gibt.


15. Welchen Satz haben Sie sich zuletzt aus einem Buch notiert?
„Schwarze Literatur wird als Soziologie gelehrt, als Toleranz, nicht als ernsthafte, strenge Kunstform.“ (Toni Morrison)


16. Was haben Sie immer dabei?
Lippenbalsam und meine Neugierde.


17. Ein Buch, das Ihr Leben verändert hat?
„Die Farbe Lila“ von Alice Walker und „Weißer Oleander“ von Janet Fitch