Pressestimmen
"Fast gleichzeitig mit dem vierten Teil seines opus magnum, der ‚Deutschen Gesellschaftsgeschichte‘, hat er einen Essay-Band vorgelegt, der seine neueren Interventionen dokumentiert. Das Themenspektrum ist denkbar weit gespannt: Es reicht von den Kontroversen über die Wehrmachtsausstellung und den Bombenkrieg gegen deutsche Städte bis hin zur amerikanischen Präventivkriegsstrategie und zum islamischen Fundamentalismus. (...) aufs ganze gesehen dominieren in diesem Band die im engeren Sinne historisch orientierten Beiträge. Sie sind durchweg anregend und perspektivenreich – gleichgültig, ob sich Wehler zum Konzept der ‚Zivilgesellschaft‘ äußert oder zur Entwicklung des deutschen Bürgertums nach 1945, zum ausufernden Begriff der ‚Identität‘ oder zur Preußen-Nostalgie. (...) Man lernt Wehler (...) als einen zwar streitbaren, immer auch diskussionsfreudigen, offenen, innovationsbreiten Wissenschaftler kennen. So verteidigt er die Meriten der Sozialgeschichte gegen die Herausforderungen konkurrierender wissenschaftlicher Strömungen. Und er stellt sich der wissenschaftlichen Konkurrenz und Kontroverse stets mit offenem Visier. Solche Tugenden haben im heutigen Wissenschaftsbetrieb Seltenheitswert, und sie machen viele der hier versammelten Essays (...) zu einem Lesevergnügen."
Ulrich Teusch, Süddeutsche Zeitung, 26. Januar 2004
2Nichts treibt den forschenden Furor Wehlers so stark an, wie die Suche nach Ursachen und Erklärungen für das totale politische Versagen und den vollständigen moralischen Verfall des deutschen Bürgertums vor und im Ersten Weltkrieg, während der Weimarer Republik und erst recht unter dem Nationalsozialismus. (...) Wehlers tagespolitische Essays belehren nicht nur, sie unterhalten auch mit ihrer sprachlichen Eleganz."
Rudolf Walther, Die Zeit, 12. Dezember 2003
"Diesmal geht es vor allem gegen ein nationalistisches Sendungsbewußtsein der Vereinigten Staaten. Wehler hat sich lange mit dem amerikanischen Imperialismus beschäftigt und kann auf ein breites Wissen zurückgreifen, das es ihm erlaubt, mit leichter Hand Fäden zu knüpfen und Verbindungen herzustellen. Vor den Vereinigten Staaten also wird gewarnt!... Neben dem Ausblick auf zentrale Krisenherde unserer Zeit – Afrikas Kindersoldaten als Chiffre – ist eine Hauptsorge Wehlers die in seiner Sicht riskante Weiterentwicklung der Europäischen Union.... so warnt Wehler die Europäer von einem ‚cultural overstretch‘. Es geht um den EU-Beitritt der Türkei. Natürlich hat Wehler damit recht, wenn er die notorisch vernachlässigte Debatte über die Finalität Europas anmahnt, also die Entscheidung darüber, wo der Anfang der siebziger Jahre in Gang gekommene Beitrittsprozeß an seine Grenze kommt und Europa saturiert ist....An einem kulturalistisch imprägnierten Isolationismus würde Europa in der Epoche der Globalisierung scheitern. Wenn aber die Vollmitgliedschaft aller Interessenten Europa wirtschaftlich überfordert und politisch handlungsunfähig macht dann wird man über Hegemonialstrukturen nachdenken müssen, ... Gelegentlich nähert sich Wehler einem solchen Ordnungsmodell. Aber er schreckt davor zurück, es zu durchdenken und auszuformulieren."
Herfried Münkler, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. Oktober 2003