Pressestimmen
"In der kulturellen Überlieferung hat sich, nicht zuletzt wegen der Macht der Bilder, der ungläubige Thomas etabliert, der den Finger in die Wunde legt. Mosts Nachzeichnung dieses Vorgangs ist programmatisch für sein Credo als Wissenschaftler. Er demonstriert darin exemplarisch seine Auffassung der Rezeptionsgeschichte. Darin gilt die ins allgemeine Bewusstsein eingegangene Version der erfolgten Berührung nicht als „Fehllektüre“ des Bibeltextes, sondern als produktives Missverständnis. Das Missverständnis ist für Most sowohl das a priori jeder Rezeption wie die Bedingung der Möglichkeit der Philologie. Es hält die alten Texte lebendig und bewahrt sie vor dem Verblassen und Verstummen. Durch seine Offenheit für Missverständnisse wird der ungläubige Thomas des Johannesevangeliums zum Kronzeugen rivalisierender Bibelauslegungen."
Lothar Müller, Süddeutsche Zeitung, 8. Februar 2008
"Bei seiner Bildbefragung aber zeigt er seine wahre, kurzweilige Meisterschaft. Dort ergeben sich bisweilen überraschende Interpretationen. (...) Haben wir es bei dem Bild mit dem Werk eines frommen Christen oder eines gottlosen Skeptikers zu tun? In solch verblüffenden, neue Fragen provozierenden Stellen liegt der eigentliche Reiz des mit grossem Fachwissen geschriebenen Buchs."
Thomas Köster, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 12. August 2007
"Ergebnis ist ein immer wieder überraschendes Buch, das trotz Detailversessenheit in Atem hält, das nicht nach theologischen Wahrheiten fragt, sondern mit philologischen Konjekturen Texte und Bilder zum Leben erweckt."
Caroline Schnyder, Neue Zürcher Zeitung, 23. Mai 2007
"Mosts Buch ist ein Meisterstück des subtilen Umgangs mit Texten, der behutsamen Erschließung latenter Sinngehalte, der Entschlüsselung von Motivtransformation und Intertextualitäten, des Abtastens alternativer Deutungsmöglichkeiten. (...) Und auch wenn im kunsthistorischen Teil des Buches seine Vorstellung von Stilentwicklung durch Auftraggeberlaunen in der Tat etwas zu blauäugig sind (...) so ändert dies weder etwas an der Überzeugungskraft seiner äußerst gelungenen Einzelinterpretationen (vor allem Carvaggio-Bilder) noch an dem unbestreitbaren Verdienst seines gesamten Buches."
Christine Tauber, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4. Mai 2007
"(...) bis heute sind die meisten Menschen überzeugt, dass Thomas der Überlieferung zufolge Jesu Wunden berührt hat. Das Skurrile daran: Die Bibel besagt genau das Gegenteil. Ausgehend von dieser Beobachtung hat der Altphilologe Glenn W. Most in seinem eben auf Deutsch erschienen Buch „Der Finger in der Wunde“ (Beck Verlag) nun die erstaunliche Geschichte einer Fehldeutung rekonstruiert. Nicht als an der „Wahrheit“ interessierter Theologe, sondern als Literaturwissenschaftler, der nach der Wirkung des Textes fragt."
Anne-Catherine Simon, Die Presse, 21.März 2007